Was ist ein apallisches Syndrom?

In seiner ursprünglichen Bedeutung wird unter einem apallischen Syndrom ein Erlöschen des Selbstbewußtseins und der Kontaktfähigkeit im Gefolge einer schweren Schädel-Hirnverletzung oder eines Sauerstoffmangels am Gehirn verstanden. Meist wird auch von einem sogenannten Wach-Koma gesprochen:
Sauerstoffmangel oder Entzündungen können zu einer über Monate und Jahre dauernden Bewußtseinstörung führen. Plötzlich befindet sich der Patient
jenseits einer Barriere, die unüberwindbar ist. Sämtliche Verbindungen zu Ihrer früheren Umwelt und Vergangenheit sind zerrissen und abgebrochen.
Der Tübinger Nervenarzt Ernst Kretschmer hat diesen „tiefen, wachen Schlaf“ (coma vigile) in seiner Erstbeschreibung wie folgt beschrieben:
Ansprechen, Anfassen (der Patienten) erweckt keinen Widerhall. Auch der Versuch, die Aufmerksamkeit hinzulenken, gelingt nicht oder nur höchstens spurweise. Die reflektorischen Flucht- oder Abwehrreflexe können fehlen. Die Kranken verharren in unbequemen Körperstellungen. Nur bestimmte Elementarfunktionen bleiben erhalten.“
Meist sind die Augen geöffnet, wobei die Augäpfel ziellos umherwandern. Der Blick ist in die Ferne gerichtet, gleichsam als ob er den Betrachter durchdringen könnte. Häufig ist Gähnen und Grimassieren, das mitunter in Episoden motorischer Unruhe mündet, zu beobachten. Schlaf-Wach-Rhythmen können erhalten sein, sind jedoch losgelöst vom Tag-Nacht-Wechsel. Die Muskulatur ist vorgespannt, gelegentlich kommt es zu Streckkrämpfen. Eine Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen kann vorliegen. Für die Angehörigen, das Pflegepersonal und die Ärzte ist es besonders bedrückend, nicht beurteilen zu können, ob Signale oder Sinneseindrücke vom Patienten wahrgenommen werden können. Es hat den Anschein, als ob sämtliche Verbindungen und Brücken zur Außenwelt abgebrochen sind.
In der modernen Medizin wird das Verharren in dieser Bewußtlosigkeit auch

„Apallisches Durchgangssyndrom“ genannt ...

ein Menetekel unserer Intensiv- und Notfallmedizin

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