Beispiel Nicole S.

Nicole wurde 1983 geboren und wuchs in Süddeutschland auf. Als Kind war sie sehr offen und kontaktfreudig. Als Schülerin zeigte sie Vorlieben für Sprachen und Sport. In der Freizeit liebte sie

  • Tanzen in Diskos
  • Konzerte der “Kelly-Family”
  • lange, ausgedehnte Spaziergänge
  • Malen mit Wasserfarben, wobei sie helle Farbtöne von Rot, Orange, Gelb, Grün und Blau bevorzugte
  • Lieblingsblumen waren Rosen und Sonnenblumen

Ihr Zimmer liebte sie ordendlich und sauber aufgeräumt und sehr liebevoll mit viel Kitsch ausgestattet. Romantische Stimmung zauberte Nicole stets mit Kerzen und ähnlichen Accessoires. Süßspeisen waren neben Spaghetti und Lasagne ihre Lieblingsgerichte. Liebste Spielgefährten waren Nicole Hasen, Meerschweinchen und ihr Wellensittich.

In der Pubertätsphase entwickelte sie dann jedoch eine deutliche Abwehr erwachsen zu werden.
Nicoles Eltern hatten sich Anfang des Jahres 2000 scheiden lassen. Ihr vertraulicher Gesprächspartner für Krisenfragen war in dieser Zeit insbesondere ihr Opa Herbert.
Am 31.03.2001 erlitt sie als junge Frau relativ kurz vor ihrem 18. Geburtstag nach akutem Kammerflimmern mit anschließender Reanimation im Städtischen Klinikum Pforzheim die schwere hypoxische Hirnschädigung.
Vorangegangen war eine seit dem 14. Lebensjahr bestehende bulimisch-anorektische Störung, mit zunächst geringer Compliance, zuletzt jedoch zunehmender Krankheitseinsicht, die nur wenige Tage später - am 03.04.2001 - in eine selbstgewollte stationäre Therapie in einer Spezialklinik in München einmünden sollte.
Im Verlaufe der bulimischen Erkrankung reduzierte sich trotz eines Kuraufenthaltes mit vorübergehender Besserung durch ein Rezidiv ihr Gewicht zunächst auf 45 kg, was zu einer Aufnahme in der Kinderklinik Pforzheim führte. Unverständlicherweise trat in der dortigen Klinik eine weitere Gewichtsabnahme auf lebensbedrohende 42 kg auf, deren letztendliche Auswirkung das Kammerflimmern, Multiorganversagen und die notwendige 45-60-minütige Reanimation mit mehrfachem Defibrillieren war.

Art der Hirnschädigung und bisherige Rehabilitation:

Die lebenslange Konsequenz für Nicole:
Ärztliche Hauptdiagnose:

  • schweres Residualsyndrom nach hypoxischer Hirnschädigung infolge Kammerflimmern

Abh. Nebendiagnosen:

  • Hirnorganisches Psychosyndrom
  • spastische Tetraparese
  • Spitzfußkontraktur beidseitig

mit schlimmsten lebenslangen Auswirkungen, wie sie unter Punkt 1 "Hirngeschädigt - was heißt das" beschrieben worden sind..

Durfte das in einer Klinik passieren? Hätte das nicht mit allem ärztlich und pflegerisch verantwortlichen Engagement verhindert werden müssen? (siehe Urteile Schmerzensgeld)

Nach knapp 14 Tagen im tiefen Koma in der intensiv-klinischen Akutbehandlung (Rehabilitationsphase A) öffnete Nicole - atmungsstabil und enteral neu aufgebaut, erstmals die Augen und begann Reize der Umwelt wahrzunehmen. Jetzt konnte - noch in der Pforzheimer Klinik - mit der Phase der Frührehabilitation (Rehabilitationsphase B) begonnen werden, die anschließend über einen langen Zeitraum und mit Übergängen in die Rehabilitationsphasen C und D in der Kinderklinik Schömberg fortgesetzt wurde. Dort wurden viele kleine aber positive Fortschritte erreicht, die jedoch durch das mehrfache, zwischenzeitliche Überleiten in übliche stationäre Altenpflegeheime zur "zustandserhaltenden Langzeitpflege" (Rehabilitations- phase F) wieder zunichte gemacht wurden.

Über solche sinnvollen Maßnahmen gibt der Case- Management-Bericht (Rehabilitationspädagogische Stellungnahme) von Care-Prevention-Manage- ment detailliert Auskunft.

Vorläufig oder endgültig ist Nicoles neue Pflegeheimat wieder eine Einrichtung “zustandserhaltender” neurologischer Langzeitpflege in Reutlingen. Es ist davon auszugehen, dass durch diese sicherlich gute Spezialpflege jedoch keine weiteren Rehabilitationsfortschritte erreicht werden. Im Gegenteil - viele positive Erfolge werden wohl erneut zunichte gemacht.

Hierdurch drückt sich die ganze Problematik fehlender fördertherapeutischer Langzeitrehabilitation aus, welche fachlich und sozialpolitisch erkannt, jedoch bisher lediglich in Bayern zu einem innovativen Modellkonzept umgesetzt wird.

BAYRISCHES RAHMENKONZEPT PHASE F zur häuslichen teilstat- ionären und vollstationären Pflege von Menschen mit schweren erworbenen cerebralen Schädigungen

Verband der Bayr. Bezirke / Arbeitsgemeinschaft der Pflegekassenverbände in Bayern Knöbelstraße 10, München, Tel: 089 - 2123 89-0


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Manchmal ist Nicole sehr ruhig und aufmerksam

 

 

Oftmals scheint sie regelrecht neugierig

 

 

Geburtstag